Als Kind hab ich in der Nähe der Hohe Warte gewohnt. Einmal hab ich ihn auch tatsächlich sitzen gesehen, hinter schusssicheren Scheiben an seinem Schreibtisch, ihn, den damaligen Bundeskanzler.
Bruno Kreisky im Bundespräsidenten Wahlkampf 1986 mit Fred Sinowatz und Kurt Steyrer – links dahinter Leopold Gratz (c) Matthias Cremer – Danke Matthias!
Nach dem Tod Bruno Kreiskys, 1990, haben sich Vertraute darum bemüht sein Andenken und auch seine politische Arbeit zu bewahren. Und es wäre nicht Österreich, hätte man dieses Anliegen nicht auch sehr österreichisch, nämlich großkoalitionär gelöst. Die große Koalition bewilligte “sich” zwei Mal 30 Mio. Schilling zur Errichtung zweier Stiftungen – eine für rotes Gedenken, eine für schwarze Erinnerungen. Natürlich kritisiert von der Opposition wurde damit der Grundstein für die Bruno Kreisky- und die Julius Raab Stiftung gelegt.
Die Bruno Kreisky Stiftung kaufte das ursprüngliche Wohnhaus der Familie Kreisky, renovierte es mit viel Geschmack und einem guten Architekten und unterhält dort, seit damals, das ziemlich aktive Kreisky Forum für Internationalen Dialog.
Ich selbst war bisher nie in dem Biedermeierhaus mit dem parkartigen Garten, in der Reihe “Genial dagegen” durfte ich nun – wenige Tage nach Kreiskys 110. Geburtstag – zum Gespräch mit Robert Misik auf jenem Sofa Platz nehmen, wo schon so viele historisch, interessante Personen vor mir saßen. Man merkt das auch. Es ist schon ziemlich durchgesessen.
(Das ungewöhnliche Tulpensofa, ist ein Entwurf des österreichischen Architekten Josef Frank und viel älter als all die hässlichen Blumensofas unserer Eltern.)
Mein besonderer Dank an Generalsekretärin Gertraud Auer Borea d’Olmo, die sich viel Zeit nahm, um mir manches über ihre interessante Arbeit und das geschichtsträchtige Haus zu erzählen. Die Wände sind voll mit Bildern von Celebritys, gekrönten Häuptern, Präsidenten, den Staatsvertragsverhandlungen usw.
Interessant auch ein Brief von Oskar Kokoschka, der sich bei Kreisky für die Hilfe bei der Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft bedankt. Diese kuriose Geschichte, in der Kreisky als österreichischer Bundeskanzler Recht bricht, kann hier nachgelesen werden.
Danke für diesen Ausflug in eine andere Zeit!
PS. Danke auch an Robert Misik für das interessante Gespräch. Wer sich vorallem über Grundsätzliches zur Arbeitsmarktpolitik interessiert, kann dieses Gespräch aus dem Wohnzimmer des Kanzlers hier auf youtube nachsehen.
Wiener, Jurist, Familienvater, Vorstandsvorsitzender des AMS (Arbeitsmarktservice). Zwischen Juli 2019 und Juni 2023 auch Vorsitzender des Netzwerks der europäischen Arbeitsmarktverwaltungen. Von 2003 bis 2006 Arbeitsmarktexperte im Kabinett von Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein. Davor sozialpolitischer Referent der Industriellenvereinigung und stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates des AMS. Von 2001 bis 2002 Österreichs Arbeitgeber-Verhandler im Sozialen Dialog der EU.